Mittwoch, 6. März 2013

Das Never-Ending-Kleid-Fiasko

Dass der Kauf eines Brautkleides ein durchaus episches Drama darstellen kann, habe ich in diesem Blog ja schon zur Genüge belegt. Dass es aber nach Kauf des Kleides erst so richtig mit den Schwierigkeiten losgehen würde – davon war ich dann doch selbst auch überrascht!

Dabei fing alles ganz harmlos an. Wir erinnern uns zurück: SuSchi sucht Kleid, Kleid findet SuSchi, Konto bekommt Delle, SuSchi trotzdem happy. So weit, so gut. Die Verkäuferin im Braudorado hatte mir ja glaubhaft versichert, dass der Anprobe-Termin mit der Schneiderin eine reine Lappalie sein würde, bei der nach 5 min. Abstecken alles tiptop sitzen würde.

Unbesorgt machte ich mich also einige Wochen nach Kleidkauf wieder auf in den Brautladen und ließ mich ein weiteres Mal in mein Kleid wuchten. Auch als die Schneiderin fieberhaft an mir herumzupfriemeln begann und dabei vom fröhlichen Hochzeits-Phrasendreschen („Ja, wann is es denn so weit?“, „Na schön!“, „Na werns sehen, das wird der schööönste Tag in ihrem Leben!!“) immer mehr in ein dunkles Schweigen verfiel, das nur ab und zu von besorgten Seufzern unterbrochen wurde, dachte ich mir noch nicht viel. Doch als ich mich schließlich mit neu abgestecktem Kleid vor dem Spiegel platzieren wollte, trat bereits nach zwei Schritten ein gravierendes Problem zu Tage: Mein trägerloses Kleid unterwarf sich in Sekundenschnelle der Schwerkraft und rutschte mit einer solchen Vehemenz nach unten, dass ich es wohl nicht mal halb zum Altar schaffen würde, ohne als die erste Oben-Ohne-Braut Österreichs in die Medienlandschaft einzugehen.

Auch weiteres Gezerre, Gestecke und Gezupfe wollte nicht helfen – das Kleid war offensichtlich ganz auf Motto „Nipplegate“ eingestellt. Nachdem die Schneiderin mir beim erneuten Nehmen der Maße vorhin ohnehin schon die Laune verdorben hatte („Na, da sieht ma jetzt die Weihnachtskekserl a bissi, gellns!“), setzte sie jetzt noch eines drauf und brachte mit den unbedachten Worten „Na wenns halt auch so wenig Oberweite ham!“ meine Unterlippe gefährlich zum Zittern. Frechheit! Gemeinheit! Wie konnte die so was behaupten! Zur Verteidigung meiner Brüste muss ich nämlich hier ein für alle Mal feststellen: ich mag vielleicht keine Dolly Buster sein, aber es gibt definitiv auch Frauen mit weniger Holz vor der Hütte! Insgeheim dachte ich mir aber doch: warum hatten sich die Weihnachtskekse nicht eine Etage weiter oben ansiedeln können? Würde ich als die flachbrüstigste Braut der Welt in die Geschichte der Eheschließung eingehen? Würde überhaupt jemand bemerken, wenn mir das Kleid bis zum Nabel rutschen würde???!

Tief geknickt fragte ich die allwissende Schneiderin um Rat – der dann lautete: „Ja gengans halt in so einen Sex Shop, da habens solche richtigen Super-Pushup-Corsagen, sonst kann ich da nix machen!“. Völlig deprimiert zog ich also von Dannen. Sex Shop – na super, sollte ich etwa im Lack&Leder-Look oder Leoparden-Bustier heiraten? Meine Vorstellung von Romantik war da eine gänzlich andere!

Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, zog ich (mich) also aus, um eine neue passende Unterwäsche zu finden. Den Sex Shop verweigerte ich zwar aus Prinzip, in jedem anderen Unterwäsche-Geschäft Österreichs muss ich jedoch gewesen sein, um mich mit BHs, Bustiers und Corsagen in allen erdenklichen Formen und Farben einzudecken. Dass mein Arsenal an Brustanhebern mittlerweile schön langsam preislich an das keineswegs günstige Brautkleid selbst herankam, versuchte ich gekonnt zu ignorieren. Immerhin wollte ich das nächste Mal gewappnet sein und sagen können: „Nimm das, du Schneiderin, und diesen Pushup, und diese Corsage gleich noch dazu!“

So fuhr ich also beim nächsten Termin mit einem Kofferraum voll Büstenhaltern in den Brautladen und präsentierte der Schneiderin stolz mein neu gewonnenes Holz vor der Hütte. Nach ewigem Hin und Her verkündete mir diese jedoch folgendes Ergebnis: davon taugt keiner was. Bevor ich mitten im Braudorado in Tränen ausbrechen konnte, wurde ich also nochmals in eine Corsage aus dem Brautladen gesteckt – und siehe da, diese schien auf einmal zu passen. Den Gedanken, dass ich die Rechnungen der gefühlten 100 BHs zu Hause natürlich schon weggeschmissen hatte, verdrängte ich gleich wieder und ließ mich neu verpackt ein weiteres Mal ins Kleid stecken.

Wieder wurde gezupft, gezerrt, geschnürt und gesteckt was das Zeug hielt – und diesmal „alles ein bissl fester, damit da auch wirklich nix mehr rutscht!“. Diese Worte hallten mir dann auch noch im Kopf nach, als mir, mich fröhlich auf der Schneider-Plattform drehend, plötzlich so seltsam schummrig wurde. Puh, so richtig atmen wär eigentlich schon toll. Ui, was sind denn das für seltsame Sternchen und wo bin ich überhaupt? Höflich bat ich darum, mich eventuell kurz für ein paar Sekunden nicht mehr im Kreis drehen zu müssen und mich stattdessen kurz hinsetzen zu dürfen.

Nicht nur an den vor Schreck weit aufgerissenen Mündern der Verkäuferinnen merkte ich dann schnell, dass das eine sehr gute Idee von mir war. Leider konnte ich sie nicht mehr zur Gänze ausführen, weil sich nach dem ersten Schritt nach unten bereits mein Bewusstsein fröhlich winkend von mir verabschiedete. Ganz am Rande bekam ich noch mit, wie verzweifelt nach einem Kübel gerufen wurde, mich 5 Verkäuferinnen mitten im Geschäft aus dem Kleid schälten und mir eine Ladung Notfalltropfen unter die Zunge geschoben wurde. Und ich dachte nur: jetzt nur nicht auf das Kleid kotzen!

Einige Minuten später war ich, im Hinterzimmer des Braudorados auf die Kaffee-Couch gebettet, wieder halbwegs Herrin meiner Sinne. Fünf besorgte Verkäuferinnen standen im Kreis um mich herum, die eine hielt mir Kaffee hin, die andere massierte meinen Akkupressur-Punkt, die dritte zupfte mir den exklusiven Brautladen-Bademantel zurecht und wieder eine andere kam mit einer anderen Braut im Schlepptau an, die zufällig Ärztin war. Alles in allem: der Gipfel der Peinlichkeit. Mir wurde zwar glaubhaft versichert, dass ich nicht die erste Braut war, die bei ihnen aus dem Kleid purzelt, wäre aber trotzdem am liebsten im Erdboden versunken wenn das nicht so anstrengend gewesen wäre. Wenigstens bei der obligatorischen Frage nach einer möglichen Schwangerschaft konnte ich ihnen glaubhaft versichern, dass auch hier nur die Weihnachtskekserl Schuld waren.

Als ich mich wieder gefangen hatte, wollte ich mittelmäßig motiviert natürlich sofort wieder die Schneider-Plattform erklimmen, was mir jedoch strikt untersagt wurde. Nein, hieß es aus dem Mund der Experten, heute gab es für mich kein Umschneidern mehr. Grmpf. Also wieder 100km umsonst gefahren. Schön langsam wurde ich wirklich zu Bridezilla! Dafür hatte ich schön langsam wohl jedes bekannte Klischee im Bereich Brautvorbereitung abgehakt – heute: im Brautladen ohnmächtig werden, check!

Alle, die jetzt wissen möchten, wie die Geschichte ausgegangen ist, kann ich (zumindest vorerst) beruhigen: beim nächsten Termin wurde das Kleid wieder etwas weiter gemacht und jetzt sitzt so ziemlich alles. Also fast. Zumindest habe ich mich aber nach reiflicher Überlegung dafür entschieden, lieber nackt als ohnmächtig auf meiner Hochzeit zu stehen – und deshalb hoffe ich jetzt ganz einfach mal, dass ich nicht in einigen Wochen in der Kategorie "Lustige Busenblitzer beim Ja-Wort" in "Upps - Die Pannenshow" vorkomme..!

1 Kommentar:

  1. Du lieber Himmel, SuSchi - was ist denn da passiert? Du meine Güte... also, sowas habe ich auch noch nie gehört. Mir ist das glücklicherweise nie passiert, aber du kennst ja das Sprichwort: Wer den Schaden hat... ;) Nimm es wie immmer mit Humor und denk dran: Super aussehen wirst du in jedem Fall (und die Leo-Corsage...die hätte ja eh niemand gesehen :-) )

    LG, Krissy

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