Donnerstag, 18. Juni 2015

Wer (J)A sagt, muss auch B(aby) sagen...

Die Zeit verfliegt und lang ist's her, dass suschi sich ins Brautkleid geworfen hat! Alle, die wissen wollen, wie's weitergegangen ist und wie aus zwei plötzlich drei wurden, dürfen gerne hier weiterlesen: https://www.facebook.com/handaufsherzblog

Montag, 15. April 2013

Die acht Phasen zur Trauung

Geht man davon aus, dass es vier Phasen der Trauer gibt, lässt sich für die durchschnittliche Hochzeitsvorbereitungszeit ein ähnliches Modell aufstellen – und zwar die acht Phasen zur Trauung. Betroffen sind davon generell eher die Bräute als die Herren der Schöpfung, bei welchen sich meist eher eine permanente Phase feststellen lässt – die des „Über sich ergehen lassens“. Die zukünftige Ehefrau durchlebt in den Monaten vor der Hochzeit jedoch ein Wechselbad der Gefühle, das hormonell bedingte Stimmungsschwankungen dagegen wie die reinste Lappalie erscheinen lässt.

Phase 1: Ungläubigkeit

Gemeinhin könnte man denken, dass direkt in Sekunde 1 nach dem lang ersehnten Antrag pure Euphorie ausbricht. Vielmehr befindet man sich aber 1 Minute bis etwa 48 Stunden nach dem Ereignis in einem surrealen Zustand der Ungläubigkeit. Was, jetzt soll ich wirklich heiraten? Das ist jetzt echt, oder? Da ist keine versteckte Kamera, ganz ehrlich? Ich glaub dann freu ich mich jetzt, theoretisch, wenn ich glauben könnte, dass das alles grad in echt passiert!

Stimmungsbarometer: Echt jetzt?


Phase 2: Freude
Liebe Bräute, das ist die schönste Phase der Hochzeitsvorbereitung, also versucht sie so lang wie möglich zu erhalten! In dieser Phase seid ihr einfach nur happy, froh, zufrieden, euphorisch, herrlich vor Freude strotzend glücklich. Ihr heiratet, ihr werdet eine Braut sein, ein schönes Kleid tragen, einen Ring angesteckt bekommen – und vor allem: tatsächlich euren Traummann, euren allerliebsten Lieblings-Schatz zum Ehemann bekommen. In dieser Phase schreitet ihr wie auf Wolken und könnt sogar nur milde drüber lächeln, wenn euch ein Vollidiot hinten aufs Auto fährt.

Stimmungsbarometer: Wolke 7 hoch 2


Phase 3: Desillusionierung
Jetzt wird’s leider bitter: Nach den ersten top-motivierten Organisationsversuchen wird euch erschreckend schnell eines klar – das wird alles höchstwahrscheinlich nicht so werden, wie ihr euch das in euren Kleinmädchen-Träumen vorgestellt habt. Die Location ist zu teuer, das Kleid passt nicht, die Gäste stellen Ansprüche, die Standesbeamtin ist unsympathisch.... eines Abend werdet ihr deprimiert mit einer großen Schachtel Eis und einer Kuscheldecke vor dem Fernseher sitzen und Schatz vorheulen, dass das alles nicht so läuft, wie ihr euch das vorgestellt habt. Schatz verdreht heimlich die Augen, reicht ein Taschentuch und versucht mit gutem Zureden gepaart mit Schokokeksen zu retten, was noch zu retten ist.

Stimmungsbarometer: Ach menno...


Phase 4: Trotz
Es geht wieder aufwärts! Vom vielen Frust-Eis und Schokokekse-Essen habt ihr jetzt zwar 5 kg zu viel, dafür ist euer Kampfgeist neu erwacht. Mir verdirbt keiner meine Hochzeit! Ihr werdet euch alle noch anschauen! Aus der Bahn, hier kommt Bridezilla! In dieser Phase strotzt ihr voller gnadenlosem Tatendrang: Die ausgesuchte Tischdeko ist zu teuer? Kurzerhand wird eine Nähmaschine erstanden und selbst drauf losgenäht. Die Probe-Brautfrisur sitzt nicht 100%ig? Gnadenlos wird der Friseur gewechselt. Das servierte Menü würde mehr als ein Monatsgehalt kosten? Dann gibt’s eben Schweinebraten vom Buffet. Egal welche Stolpersteine ihr mir in den Weg legt – ich lasse mir meine Hochzeit nicht zerstören!

Stimmungsbarometer: Na wartet, nicht mit mir!


Phase 5: Überlegenheit
Definitiv die kürzeste Phase der Hochzeitsvorbereitung: Beflügelt von eurem Trotz-Entusiasmus entwickelt ihr ein ausgeprägtes „Geht doch!“-Gefühl. Ihr denkt euch, dass ihr es grad allen voll zeigt und könnt nicht verstehen, warum sich irgendwer durch so einen Blödsinn wie eine Hochzeit stressen lässt. Man muss doch nur ein wenig improvisieren und alles logisch und mit etwas Humor angehen, dann ist man auch zwei Wochen vor der Hochzeit noch total entspannt!

Stimmungsbarometer: Siehste, so macht man das!


Phase 6: Aggression
Diese Phase trifft euch nach der selbstgefälligen Überlegenheits-Phase besonders schlimm. Schlagartig findet ihr von einen Tag auf den anderen alles nervig. Den DJ, der noch eine Song-Liste will, den Wirt, der lieber aufs Buffet legt, was ihm persönlich schmeckt, Tante Gertrude, die sich am liebsten schriftlich bestätigen lassen würde, dass ihr Sessel auch nicht zu hart sein wird. Auf einmal würdet ihr am liebsten gar nichts mehr von der Hochzeit hören und habt nur einen Wunsch: Lasst mich doch endlich alle in Frieden!

Stimmungsbarometer: Schnauze, sonst gibt’s eins auf die Mütze!


Phase 7: Panik
Am Höhepunkt der Aggressions-Phase habt ihr gedacht, es kann nicht schlimmer werden – eine Woche vor der Hochzeit werdet ihr jedoch eines Besseren belehrt. Plötzlich mischen sich unter den Blutrausch Untertöne von Panik. Was ist, wenn das wirklich alles nicht hinhaut? Was ist, wenn ich mir an dem Tag in dem Kleid überhaupt nicht mehr gefalle? Wenn sich die Gäste alle furchtbar langweilen? Wenn der Konditor vergisst, die Torte zu liefern? Eigentlich sollte das doch der schönste Tag eures Lebens werden und schön langsam wir euch klar: wahrscheinlich wird es einfach nur ein ganz normaler Tag, mit allem, was da halt auch mal so schief geht: Mit einem Riesen-Pickel auf der Nase aufwachen, über das Brautkleid stolpern, den Ring nicht mehr über den zu fetten Finger bekommen, sich für Onkel Erwin fremdschämen.... vollkommen außer euch schwankt ihr in dieser Phase zwischen lauten Heulkrämpfen und depressiven Schweigephasen. Schatz wird neben euch schon ganz anders, weil er glaubt, dass er jetzt sein restliches Leben mit einer hysterischen Kuh an seiner Seite verbringen muss. Gleichzeitig findet ihr euch selbst ganz schrecklich, weil ihr das doch alles ganz gelassen sehen wolltet und genau wisst, dass ihr im Endeffekt sowieso nix dran ändern könnt. Trotzdem: Das wird alles einfach furchtbar!! 

Stimmungsbarometer: Das wird alles einfach furchtbar!!

Phase 8: Fatalismus
Nachdem ihr euch in Phase 7 so viele Haare gerauft habt, dass fast nichts mehr für die Brautfrisur übrig ist, die verheulten Augen mittlerweile aussehen als hättet ihr einen anaphylaktischen Schock erlitten und die Beziehung zu Schatz langsam in ein äußerst unentspanntes Minenfeld abzugleiten droht, gebt ihr auf und nehmt euer Schicksal an. Ok, der Wetterbericht sagt 10° und strömenden Regen für Tag X. Gut, die Haarfarbe hat dieses Mal einen leichten Touch von Steifenhörnchen. Die ersten Bilder des Brautstraußes findet ihr ziemlich gruslig. Aber irgendwann muss man lernen loszulassen: es kommt, wie es kommt, egal was ihr macht. Und wenn ihr durch einen Blizzard laufen müsst, bevor ihr zum Altar kommt, und wenn die Hochzeitstorte direkt vor euch vom LKW fällt, und wenn euch das Brautkleid wirklich vor dem Altar bis zum Bauchnabel rutscht – ihr werdet am Ende dieses Tages die Frau eures Schatzes sein, und nur das zählt! In ein paar Tagen ist alles vorbei und kein Mensch wird sich daran erinnern, ob die Tischläufer schief genäht waren. Allerhöchstens werden sie sich daran erinnern, wie ihr beide euch angesehen habt, als ihr euch versprochen habt, den Rest eures Lebens miteinander zu verbringen. Also: alles wird gut!

Stimmungsbarometer: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Freitag, 12. April 2013

Die Braut, die gleich wen haut

Eine Woche vor der Hochzeit bin ich jetzt in jener Phase angelangt, vor der mich alle Vorgänger-Bräute gewarnt haben: Alles nervt. Und ich meine: ALLES.

Bis vor wenigen Tagen habe ich mich noch echt gut gehalten und täglichen Fragen wie „Und, bist schon nervös?“, „Und, kriegst eh keinen kalten Füße?“ oder „Und wer sagt dann, wann wir genau die Torte anschneiden sollen?“ mit einem milden Lächeln entgegengeblickt.

Seit ziemlich genau vorgestern ist diese mildtätige Toleranz jedoch schlagartig in feurige Aggressionen umgeschlagen. Lasst mich doch alle in Frieden mit euren nervigen Fragen, Tipps und Forderungen! Warum meint eine Woche vorher auf einmal jeder, er müsste mir genau sagen, neben wen ich ihn am Tisch bitteschön ganz genau setzen soll, welche lustigen Accessoires ich für meine Hochzeitsfotos mitbringen muss oder welche Farbe die Kleider der Gäste auf keinen Fall haben dürfen?! Warum wollen Wirt, Standesbeamte, DJ und Fotograf ein paar Tage vorher auf einmal doch noch alle eine seitenlange Check-Liste für alles Mögliche von mir haben? Warum entschuldigen die wenigen Leute, die ich um irgendwas gebeten habe, sich jetzt alle mit so tollen Gründen wie „Weißt eh, wir waren doch im Urlaub und jetzt ist es uns irgendwie auch zu stressig"? Warum in Teufels Namen habe ich mich nur dafür entschieden, die Tischdeko selbst zu basteln?!! Arrrrggghh.......!!!!

Mittlerweile verstehe ich echt den Charme einer schnellen Hochzeit in Las Vegas. Keine nervigen Eltern, keine mit Forderungen um sich schmeißenden Gäste, keine Tischläufer, die beim Nähen die halbe Nähmaschine ruinieren – nur ich und Schatz (und eventuell noch Elvis). Im Moment hört sich dieses Szenario wirklich mehr als verlockend an!

Noch vor einer Woche hätte ich gemeint, dass ich niemals sagen würde „Jetzt bin ich dann froh, wenn’s vorbei ist“, aber ganz ehrlich: Jetzt bin ich dann wirklich, ehrlich, von Herzen froh, wenn’s vorbei ist! Wenn ich mir nicht mehr überlegen muss, ob der DJ nicht doch nur mit DJ Ötzi CDs kommt, wenn ich nicht mehr knobeln muss, ob Oma Hildegard neben Onkel Heribert nicht ausfällig wird, wenn ich nicht mehr mit irgendeinem Wirt darum streiten muss, ob ich auf meinem Buffet denn wirklich unbedingt Fisch haben muss, weil ein Schweinsbraten wäre doch viel besser.

Ich hoffe ehrlich, dass sich diese Aggressionen bis zum Tage X noch in Luft auflösen – sonst muss ich entweder schon vor der Trauung ganz viel Prosecco trinken oder gebe dem ersten, der an dem Tag was Falsches zu mir sagt ohne Worte eine Kopfnuss. Und das auch noch oben ohne – oh Mann, das wird die Hochzeit des Jahrhunderts....!

Montag, 25. März 2013

An dich


Wenn die Sonne hervorbricht
Und mich die Augen zukneifen lässt

Wenn der Wind nach Ozean riecht
Und die Schwere mich verlässt

Wenn die Zeit plötzlich still steht
Und alles macht Sinn

Wenn Lachen die Angst verweht
Und ich weiß, wer ich bin

Dann denk ich an dich

Und fühle mich glücklich

Und dankbar

Und träum nicht für mich

Dienstag, 19. März 2013

Herr der Ringe

Nachdem ich im Alltag selten Schmuck trage, blickte ich dem Thema Ringkauf mit einer gesunden Portion Skepsis entgegen. Außerdem hatte ich mit meinen Eltern das beste Beispiel dafür vor der Nase, welches Schicksal dem schönsten Ring auf lange Sicht wahrscheinlich droht. Als ich meine Eltern nämlich danach fragte, welche Ringe sie denn eigentlich hatten, brach erst mal Panik aus. Mama: „Oh, ja wo hab ich den denn nochmal... warte, gleich hab ich ihn...!“ Papa: „Puh, Ehering, na den hab ich glaub ich gar nimma!“ Hatte er aber doch – zumindest war Papas Ring der einzige, der nach Auf-den-Kopf-Stellen des gesamten Elternhauses noch auftauchen wollte. So viel also zum Thema „Ein Ring für immer“...!

Andererseits fand ich es aber irgendwie auch ziemlich cool, endlich auch einen Ehering zu bekommen. Denn insgeheim war ich doch immer etwas neidisch gewesen, wenn meine verheirateten Freundinnen ganz beiläufig ihre Ehering-geschmückten Hände herumfuchtelten. Bislang hatte ich mich immer fast wie bei einem Geheim-Club gefühlt, von dem ich einfach ringlos ausgeschlossen war. Insofern freute ich mich schon auf den Moment, an dem auch ich ganz unauffällig auffällig meinen neu geschmückten Ringfinger präsentieren konnte: Seht her, ich bin jetzt auch beim Club, ha!

Beim ersten Besuch beim Juwelier wurde meine gute Laune jedoch gleich einmal gedämpft. Wie bei jedem Teil der Hochzeitsvorbereitungen musste ich auch hier feststellen: Das von uns naiverweise niedrig angesetzte Budget konnten wir locker mal verdoppeln.

Außerdem wurde mir rasch klar, dass auch das Thema Ringkauf ein Bereich war, von dem ich relativ wenig Ahnung hatte. Weder konnte ich der Verkäuferin sagen, welche Ringgröße ich hatte, noch sagten mir die verschiedenen Materialien etwas, die mir zum Kauf feilgeboten wurden. Gold, Weißgold, Silber, Platin – hä? Ja, ich geb’s zu: Ich wollte anfangs sogar vehement verneinen, als uns die dynamische Verkäuferin ihre Palette Weißgold-Ringe präsentieren wollte – schließlich wollte ich doch einen Ring aus Silber, nicht Gold! Ich weiß: peinlich – aber Gott sei Dank hab ich’s ja nicht laut gesagt!

Peinlich ging’s auch gleich bei der ersten Anprobe weiter. Der skeptische Blick der Verkäuferin ließ uns schon ahnen, dass wir wieder irgendeinen Faux Pas begangen haben mussten – und schon kam auch die vorwurfsvoll verwirrte Frage: „Sie tragen die Eheringe absichtlich links?“ Ups. Keine Ahnung warum, aber irgendwie war ich der festen Annahme, dass man Eheringe am linken Ringfinger trägt – wohl doch nicht so genau hingeschaut bei meinen Freundinnen aus dem Geheim-Club...! Geistesgegenwärtig hätte ich zwar noch antworten können, dass wir in amerikanischer Tradition heiraten, so schlagfertig bin ich aber leider immer erst im Nachhinein – deswegen wurden wir einfach beide kurz heftig rot und steckten schnell die Ringe auf die andere Hand.

Leider sahen sie allerdings auch auf der richtigen Hand nicht unbedingt besser aus. Wenn man im Alltag nie Ringe trägt, hat das nämlich den entscheidenden Nachteil, dass automatisch alle Ringe einfach RIESIG, MONSTRÖS, GIGANTÖS aussehen. Meine Hand sah mit Ring (zumindest für mich) aus wie die einer russischen Millionärin (oder die unserer Ring-Verkäuferin) und ich hatte das Gefühl, dass ich mit diesem Monsterding ab jetzt durch keine Tür mehr kommen würde. Auf meine Frage, ob es denn keine schmäleren Ringe gebe, wurde ich freundlich hingewiesen, dass man schmälere Ringe „eigentlich nicht so hat“ – eine Aussage, die ich ja schon zur Genüge aus anderen Bereichen der Hochzeitsorganisation zu hassen gelernt hatte.

Widerwillig suchte die Verkäuferin dann doch einen schmäleren Ring aus der Abstellkammer und präsentierte ihn mir missmutig (Das gedankliche  „Es ist ja nicht meine Hochzeit, aber...“ stand ihr auf die Stirn geschrieben), während Schatz neben mir verzweifelt versuchte, seinen Probier-Ring wieder vom Finger zu bekommen.

Nach den ersten gefühlten 100 probierten Ringen hatten wir auch ein Paar gefunden, das uns besonders gut gefiel – nur eben „etwas“ über Budget. Wir beschlossen also, uns noch in günstigeren Läden umzuschauen. Schnell merkten wir allerdings, dass uns dort nach dem teuren Laden auf einmal leider nichts mehr gefiel – nicht nur sahen dort alle Ringe für uns irgendwie gleich aus, sondern auch irgendwie nach Kaugummi-Automat. Ich kann also jeder angehenden Braut nur raten: Fangt nicht gleich im teuersten Laden an, lieber von unten nach oben vorarbeiten!

Kurzzeitig waren wir noch versucht, uns die Ringe selbst zu designen, was wir allerdings nach ca. 500 Entwürfen wieder als Schnapsidee verwarfen. Kennt ihr das, wenn ihr ewig lange an etwas herumtüftelt, bis ihr gar nicht mehr sehr, ob das jetzt besser aussieht als vorher? Und wenn ihr euch das Ganze am nächsten Tag anschaut, denkt ihr einfach nur: hrmpf, also so toll sieht das jetzt aber nicht aus....?

Dementsprechend stand für uns bald fest: Leider mussten doch die teuren Ringe aus Laden 1 her – koste es (fast) was es wolle! Schweren Herzens zückten wir dort also alle beide unsere Bankomatkarte (schmerzhafterweise reichte eine gar nicht aus), ließen noch ein „super romantisches“ Foto von uns auf der Blumen-Couch machen und besprachen die letzten Details – Stichwort Gravur.

Während ich noch überlegte, ob ich jetzt nur einen Namen oder beide Namen schöner finden würde, erklärte mir die schadenfroh grinsende Verkäuferin auch schon „Also, bei SO einem schmalen Ring bekommen’s halt höchstens einen Namen rein, gell!“ Ok, grummel, schon verstanden! Vor lauter gekränktem Stolz haute ich dann gleich den nächsten Kracher raus: Als uns die Verkäuferin nach dem Hochzeitsdatum fragte, das sie reingravieren sollte, posaunte ich voller Überzeugung eines hinaus – das peinlicherweise das meiner besten Freundin war, bei der ich das Jahr zuvor Trauzeugin gewesen war. Die beiden Daten sind aber wirklich sehr ähnlich, ehrlich...!

Auf jeden Fall klappte die Gravur dann doch noch: ohne Datumsfehler, ohne Rechtschreibfehler und ohne sonstiges Malheur. Seitdem freue ich mich auf den Moment, wo ich den Ring auch endlich tragen darf – nur habe ich seitdem insgeheim die leichte Paranoia, dass ich bis zur Hochzeit aus irgendeinem Grund fette Würstelfinger bekomme, über die der Ring beim Ja-Wort nicht mehr drüber passt. Aber das ist nur eine weitere, ganz normal irrationale Angst, die man als durchschnittliche Bridezilla so hat – da könnt ihr mir doch sicher zustimmen! Oder...? Oder?

Donnerstag, 14. März 2013

Das kannst du nicht machen!

Irgendwie dürfte mir wohl entgangen sein, dass es irgendwo da draußen ein umfassendes Regelwerk für Hochzeiten, Eheschließungen und sämtliche Fragen der Braut-Etikette gibt. Warum sonst könnten alle bei verschiedensten Aspekten der Hochzeitsorganisation so felsenfest behaupten, dass man „so was einfach nicht macht“, sich deine neueste Idee „nicht gehört“ oder man bestimmte Dinge – meine Lieblingsfloskel vom Puffärmel bis zur Hochzeitskutsche – „halt so hat“?!

Kaum wissen mehr Beteiligte als Braut und Bräutigam vom bevorstehenden Fest, hat auf einmal jeder eine Meinung. Und tut diese auch ungefragt und häufig kund. Eine Hochzeitstorte ohne Figuren oben drauf, das „kann man nicht machen“, Anstecksträußchen „braucht man aber schon“ und eine Hochzeit ohne Walzer „geht doch gar nicht.“

„Es ist ja nicht meine Hochzeit, aber....“ – wenn ich diesen Satzanfang höre, schalte ich mittlerweile schon geistig auf Durchzug. Würde ich auf jeden mit voller Überzeugung vorgetragenen „Tipp“ hören, hätte ich mittlerweile nicht nur eine um ca. 3 Trillionen Euro teurere Hochzeit zu organisieren, sondern noch dazu eine, auf der zwar vielleicht mein Großtante siebten Grades ihres Spaß hat, aber mit Sicherheit nicht die Braut.

Der Spaß beginnt ja schon bei der Gästeliste. "Also, ich hab jetzt noch mal mit Papa geredet und er findet auch: das KANNST du nicht machen, dass du den Onkel Heribert nicht einlädst!" Dass ich Onkel Heribert seit ca. 20 Jahren nicht mehr gesehen habe, weil er eigentlich schon Ewigkeiten von meiner Tante geschieden ist, spielt hier offensichtlich keine Rolle. Auch das Argument, dass ich meine Hochzeit eigentlich lieber nur mit Leuten feiern würde, die ich an dem Tag auch gern tatsächlich sehen würde, wird von der Hand gefegt. Onkel Heribert wäre sicher zu Tode gekränkt, wenn er an diesem Tag nicht dabei wäre!

Ich weiß, im Prinzip können mir die gut gemeinten Ratschläge alle herzlich egal sein, das Gemeine ist nur, dass man sich zwischendurch immer wieder gern davon verunsichern lässt. Brauche ich vielleicht wirklich statt einem selbst organisierten Sektempfang nach der Trauung ein 3.000 Euro teures Catering mit Champagner und Kaviar, weil mich sonst Contanze Rick als knausrigste Braut der Welt bei „Prominent“ zeigt? Enterbt mich Mama wirklich, wenn kein lustiges Zuckerguss-Brautpaar auf der Torte steht???

Ab und zu muss man sich also ganz schön fest daran erinnern, dass es eigentlich nicht die Hochzeit von Mama, Freundin oder Tante Gertrude ist, sondern die eigene - auf der man vielleicht doch lieber das machen sollte, was dem Brautpaar selbst am besten gefällt. Und oft ist es ja schon Herausforderung genug, das herauszufinden - aber das ist eine andere Geschichte...!

Dienstag, 12. März 2013

Holterdiepolter

Was mir mittlerweile schon bei vielen anderen Themen der Hochzeitsorganisation als heimlicher Hintergedanke durch den Kopf gehuscht ist, ist nun offiziell: Ich bin vor lauter Tüll-Manie und Rüschen-Wahnsinnn schizophren geworden. Themen, über die ich vorher eine bestimmte Meinung hatte, sehe ich nämlich jetzt, wo ich selbst in der Situation bin, auf einmal ganz schön anders.

Nehmen wir zum Beispiel den Polterabend. Was fand ich die Idee noch lustig, als ich als mehr oder weniger motivierte Trauzeugin meiner besten Freundin dafür zuständig war! Da wurden in langen Stunden T-shirts bebügelt, Lagebesprechungen abgehalten und lustige Spiele gegoogelt. Ich nähte der Braut damals sogar einen eignen Polter-Brautschleier, was wiederum meine eigene Beziehung unter erheblichen Druck stellte. Man stelle sich einen Schatz vor, der nach 14 Jahren Beziehung bei jeder – und ich meine wirklich JEDER – Familienzusammenkunft oder sonstigen Veranstaltung mit lustigen „Na wann heiratets denn endlich?“-Anspielungen bombardiert wird und sich plötzlich auch noch zu Hause mit einer Freundin konfrontiert sieht, die im Minutentakt mit einer alten Gardine am Kopf vor ihm herumrennt und dabei zunehmend verzweifelter durchs Haus ruft: „Schaut’s jetzt aus wie ein Brautschleier?“ „Und jeeetzt?“ „Aber jetzt, oder?!“- kurz gesagt: Ein nervenaufreibendes Drama, das damit endete, dass Schatz mir wortlos den Schleier aus der Hand nahm und ihn selber am 1-Euro-Haarreifen annähte, damit endlich Ruhe war....

Aber zurück zum Thema: Damals war ich überzeugt, dass es für die Braut nichts Lustigeres als ihren eigenen Polterabend geben könnte. Der letzte Polterabend, auf dem ich als Gast dabei war, hatte zwar damit geendet, dass ein Solarium-gebräuntes Paradeexemplar einer Assozialen-Doku-Soap eines der Mädels bei einem besonders wilden Tanz Kopf voran gegen eine Glastür wirbelte, aber die Braut selbst hat in meiner Erinnerung an dem Abend trotzdem viel gelacht. Die ersten Zweifel kamen mir an dieser Überzeugung bereits, als „meine“ Braut gleich einige der ersten Spiele strikt verweigerte. Aus den zu sammelnden männlichen Unterhosen-Etiketten wurden so zum Beispiel ganz schnell lasche T-shirt-Etiketten. Auch über den Vorschlag einer zufällig in einem Lokal getroffenen männlichen Polterrunde, ihrem als Playboy-Bunny verkleideten Bräutigam doch den ohnehin erschreckend knappen Fizzers-String anzuknabbern, war die Braut „not amused“.

Jetzt, wo mein eigener Polterabend vor der Tür steht, kann ich diese Verweigerung um einiges besser verstehen. Was heißt „besser verstehen“ – ich kann mich gar nicht mehr erinnern, warum ich solche blöden Spiele jemals lustig gefunden habe! Schlaflos wälze ich mich bereits im Bett, verfolgt von paranoiden Vorstellungen, wie ich bei meinem eigenen Polterabend verhaftet werde, weil ich als sexy Sushi-Rolle verkleidet verzweifelt versuche, einem Festspielgast aus Russland ein Kondom mit Kiwi-Geschmack zu verkaufen. Ich will keinen fremden Männern einen Lippenstift-Kuss auf die Plauze geben! Ich will mich vor keinem Chippendale fremdschämen! Ich will keine Pimmel-Spiele!

Schizophrenerweise will ich aber sehr wohl einen lustigen Polterabend – am besten soooo furchtbar lustig, dass alle noch in 10 Jahren davon sprechen werden. Seit sich nämlich nach und nach herausgestellt hat, dass bei meinem Polterabend 60-80% der Anwesenden schwanger sind, grusle ich mich genauso vor dem Gegen-Szenario: Alle sitzen mit einem Glas Saft am Tisch, gucken verstohlen auf die Uhr, gähnen verhalten und sagen um 20.00 Uhr „Du, ich muss dann mal.... schönen Abend noch, gell!“. Auch doof.

Nachdem ich mich selbst dabei ertappte, wie ich einer meiner besten Freundinnen ernsthaft verbot, auch noch vor meinem Polterabend schwanger zu werden, wurde mir endlich klar, dass ich die Zügel aus der Hand geben musste.

Jetzt harre ich also einfach der Dinge: Ob ich nun um 20.15 Uhr schon wieder zu Hause bei „Wetten, dass...?“ auf der Couch sitze oder um 04.00 Uhr früh wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses im Polizeiauto abgeführt werde – es kommt, wie es kommt. Wer (j)A sagt, muss bekanntlich auch B(oltern – schon sehr angesäuselt ausgesprochen) sagen und da gehört der letzte Abend dazu, an dem man sich noch mal so richtig zum unverheirateten Affen macht – wenigstens kann man dieses Mal danach wirklich sagen „Oh Gott, ich brauch einen neuen Namen!“